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FINE - Das Weinmagazin - 59. Ausgabe - 04/2022

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Hauptthema: PIEMONT Gajas Sperss: Der Sehnsuchtswein des Großvaters Weitere Themen dieser Ausgabe: PIEMONT Pio Cesare: Furchtlos auf den Schultern der Ahnen TOSKANA Giodo: Brunello vom Fachmann TOSKANA Der Ipsus von Il Caggio: Super, aber mit Gefühl TOSKANA Castello di Fonterutoli: Der Siepi wird 30 MAREMMA Fattoria Le Pupille: 25 Jahre Poggio Valente ÖSTERREICH Die Anbaugebiete Wagram und Südsteiermark STEIERMARK Erwin Sabathi: Voller Einsatz auf Rot WAGRAM Bernhard Ott: Herr Veltliner persönlich WEIN & SPEISEN Jürgen Dollase isst im Restaurant Dichter in Rottach-Egern CHAMPAGNE Dom Ruinart: Zurück zum Naturkork CHAMPAGNE 22 feste Größen im Magnumformat CHAMPAGNE Gosset: Erst der Wein, dann die Bläschen WORTWECHSEL Warum Weinkritik mehr bieten sollte als gute Laune BURGUND Olivier Leflaive: Lauter erfüllte Lebensträume DIE PIGOTT-KOLUMNE Gipfel vom Alpenrand: Weißwein aus der Steiermark TASTING 16 Jahrgänge der provenzalischen Domaine de Trévallon BORDEAUX Château Beauregard: Wie neugeboren BORDEAUX Château de Lamarque: Die Burg der 68er WEINHANDEL Kölner Weinkeller: Schatzkammer unterm Parkplatz DAS GROSSE DUTZEND Neuseeländischer Sauvignon Blanc von Cloudy Bay GENIESSEN Raclette – eine Schweizer Offenbarung EIN & ZEIT Die schwere Geburt der Großen Gewächse TASTING Edles vom Adel: Frucht- und edelsüße Raritäten PFALZ Markus Schneider: Der neudeutsche Meister ABGANG Die Klassenbesten sind der Standard

Francesco Mazzei in der

Francesco Mazzei in der Lage Siepi 40 FINE 4 | 2022 TOSKANA

DER RIESE AUS DEM WALD DER SIEPI VON CASTELLO DI FONTERUTOLI WAR EINER DER PRÄGENDEN SUPERTUSCANS DER 90ER-JAHRE: HALB SANGIOVESE, HALB MERLOT, HAT ER VOR 30 JAHREN UNSERE VORSTELLUNG VON WEINEN AUS DER ZONE DES CHIANTI CLASSICO REVOLUTIONIERT UND RAGT IMMER NOCH HERAUS, NICHT ZULETZT DANK DEN BESONDEREN QUALITÄTEN SEINES TERROIRS Von STEFAN PEGATZKY Fotos THILO WEIMAR »A tavola non s’invecchia«, sagt unser Gastgeber Francesco Mazzei: Bei Tisch altert man nicht. Es ist beinahe vier Uhr am Nachmittag, als schließlich der Kaffee mitsamt dem köstlichen Eiskonfekt Dai Dai auf den Tisch gestellt wird. Mazzei, Geschäftsführer von Castello di Fonterutoli, wirkt entspannt, fast gelöst. Am Morgen haben wir noch im Sturmschritt den Weinkeller der Familie besichtigt, danach eine Tour in den Rebberg unternommen und eine Vertikale des berühmten Siepi verkostet. An jeder dieser Stationen hatten wir den Eindruck, der Persönlichkeit dieses Grand Vin aus der Toskana etwas näher zu kommen. Ganz verstanden aber haben wir ihn erst beim Mittagessen in der Bar Società Orchestrale im Örtchen Fonterutoli. Seit 1435 baut die Familie Mazzei hier Wein an. In jenem Jahr heiratete Madonna Smeralda Mazzei, Tochter aus noblem Florentiner Hause, Piero di Agnolo da Fonterutoli. Schon damals besaß der Ort eine gewisse Bedeutung, 1208 hatten hier die verfeindeten Stadtstaaten Florenz und Siena die Grenze zwischen ihren Gebieten festgelegt. Die Mazzei hatten mit dem Weinbau in der Toskana wohl schon im 11. Jahrhundert begonnen. Von Smeraldas Großvater Ser Lapo sind einige der ersten Erwähnungen des Chianti überhaupt überliefert (1398 zu einem Weißwein, 1401 dann zu einem Roten aus Lamole); 1435 wurde der Weinberg Siepi ausdrücklich als Eigentum seiner Enkelin aufgeführt. Mangels männlicher Nachkommen fiel Smeraldas Familie der gesamte Besitz ihres Gatten zu. Inzwischen sind die Marchesi Mazzei in der 24. Generation die Herren von Fonterutoli, das mit seinen gut 80 Einwohnern heute eine »frazione«, ein Ortsteil, des nahe gelegenen Castellina in Chianti ist. »Ab diesem Punkt gehören alle Häuser des Ortes unserer Familie«, sagt Francesco Mazzei gelassen beim Kaffee und deutet auf einen unscheinbaren Grenzstein des wunderbar erhaltenen Weilers. Jeder Nachbar, der Mazzei erkennt, verweilt für ein kurzes Schwätzchen; ein Schwarm Knirpse, deren Gesichtszüge aus Gemälden von Raffael stammen könnten, wird einzeln begrüßt. Fonterutoli, in dem die Mazzei auch eine Önothek, eine Osteria und Fremdenzimmer eingerichtet haben, wird außer durch seinen historischen Ortskern durch das gleichnamige Weingut geprägt. Einige Hundert Meter westlich unterhalb des Dorfes gelegen, wurde es 2006 mit der Anlage eines monumentalen Kellergebäudes gleichsam neu erfunden. Der Entwurf stammt von Agnese Mazzei; die Schwester der beiden Geschäftsführer Francesco und Filippo leitet in Florenz ein Architekturbüro. »Wir arbeiten heute auf drei Ebenen«, erklärt Francesco Mazzei, »dank dem Prinzip der Schwerkraft brauchen wir keine Pumpen, was Most und Wein schont.« Nach der Ernte werden die Trauben auf dem Hof der hufeisenförmigen Anlage sorgfältig von Hand TOSKANA FINE 4 | 2022 41

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