FURCHTLOS AUF DEN SCHULTERN DER AHNEN AN DEN GRÜNDER PIO CESARE ERINNERT IM BAROLO-GUT VON 1881 NOCH HEUTE EINE BÜSTE. SEINE URURENKELIN FEDERICA BOFFA, SEIT DEM TOD IHRES EBENFALLS LEGENDÄREN VATERS PIO BOFFA 2021 WOHL ITALIENS JÜNGSTE TOP-WINZERIN, EHRT DIE TRADITION UND VERFOLGT ZUGLEICH ENERGISCH NEUE IDEEN Von RAINER SCHÄFER Fotos THILO WEIMAR Die Zeit scheint stillzustehen in der Altstadt von Alba mit ihren mittelalterlichen Bauten. In den Gassen um den Marktplatz erwacht morgens nur langsam das Leben, diese pittoreske Kulisse bietet Hektik keinen Platz. Auch im Weingut Pio Cesare, mitten im Stadtkern gelegen, sieht es auf den ersten Blick aus wie früher: Hinter dem Eingangstor öffnet sich der Innenhof mit ziegelroten Pfeilern und Gewölbegang, Treppen führen in die Tiefen des Kellers. Und doch ist alles ganz anders – Pio Boffa fehlt, der charismatische Patron des Guts und eine der großen Winzerpersönlichkeiten von Piemont. Mit nur 66 Jahren ist er im April 2021 unerwartet an den Folgen von Covid gestorben, ein gewaltiger Schock für die Familie. Boffa galt als großer Barolista, der geholfen hatte, die piemontesische Weinkultur voranzutreiben. »Er war sehr intelligent und brillant«, sagt seine Tochter Federica, die von heute auf morgen die Verantwortung übernehmen musste und das Gut nun gemeinsam mit ihrem Cousin Cesare Benvenuto leitet. Mit gerade mal 25 Jahren ist sie wohl Italiens jüngste Weinguts- Chefin. Aber der plötzliche Generationswechsel eröffnet auch neue Möglichkeiten. Pio Boffa, der Patriarch mit der dunklen Hornbrille, ließ oft nur seine eigene Meinung gelten: »Er war eine One- Man-Show und hat alles kontrolliert im Weingut.« Das neue Team hat nun Raum, sich zu entfalten und 22 FINE 4 | 2022 PIEMONT
PIEMONT FINE 4 | 2022 23
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